Ein 9-jähriger Junge kommt zur Behandlung, wegen eines grippalen Infekts. Die Erkältung hat sich langsam entwickelt, berichtet die Mutter. Ihr Sohn sei von Tag zu Tag müder geworden, obwohl er sonst ein lebhaftes Kind ist, und nicht „die Klappe halten kann.“
Er macht auch einen schläfrigen Eindruck, die Augenlider sind auf halb abgesunken. Auffallend sind die roten Ohren und Lippen. Der kleine Patient klagt über Kopfschmerzen im Hinterkopf. Der Höchststand des Fiebers lag bei 38,8° am Nachmittag. Er zitterte im Fieber; die Mutter nahm ihn in den Arm. Er ist durstlos, obwohl er sonst viel trinkt, auch sehr gern Süßes isst. Am Nachmittag kurz vorm Fieberhöchststand hat er viel hellen Urin gelassen, danach ging es ihm besser. Appetit hat er momentan keinen, verspürt aber regelmäßig um die Mittagszeit, so gegen elf Uhr, starken Hunger. Waschen mag er sich nicht, Wasser ist ihm unangenehm. Er leidet grundsätzlich an Schlafstörungen, wacht nachts oft auf und schläft wieder ein. Bei der körperlichen Untersuchung zeigt sich eine trockene schuppige Haut. Er sagt: manchmal juckt die Haut, obwohl keine Pickel da sind, besonders abends im Bett. Im Hals hat er ein Kloßgefühl, Rachen leicht gerötet. Wenn er was trinkt, dann nichts Heißes, das kann er nicht schlucken.
Verordnung: Gelsemium C 30 in Wasser verkleppert, mehrmals… bei Besserung oder Verschlimmerung aufhören. Mittel passte sehr gut, keine Verschlimmerung, schnelle Besserung…
Akut kommt VOR Konstitution! Da leuchten schon ein paar klassische Sulphur-Symptome auf. Doch im Akutfall sind die akuten Symptome vorrangig zu berücksichtigen.
Einfach, oder? Nun, so einfach wieder nicht, bedarf es doch auch ein wenig mehr Anamnese, Gespür und manchmal einfach: Das richtige Händchen.
